Billigeres Gas für 6100 Haushalte

In eigener Sache

Was die neuen Tarife für Privatkunden der Stadtwerke Memmingen bedeuten und warum der Werkleiter glaubt, dass viele Nachzahlungen nicht so hoch ausfallen werden wie befürchtet.

Memminger Zeitung, 02.02.2023 (Johannes Schlecker)

Seit Dezember 2021 kannten die Gaspreise in Memmingen nur eine Richtung: die nach oben. Gleich viermal mussten die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Preiserhöhungen in Kauf nehmen. Doch nun scheint der Höhepunkt überschritten. Denn der kommunale Energieversorger hat, wie kurz berichtet, die Gaspreise zum 1. Februar gesenkt – und zwar um fünf Cent pro Kilowattstunde netto. Von diesem Schritt profitieren sollen laut Werkleiter Marcus Geske die privaten Haushaltskunden. Für Industriekunden würden Sonderkonditionen gelten.

Möglich gemacht hat diese kurzfristige Preissenkung eine Eilentscheidung von Oberbürgermeister Manfred Schilder am Dienstag. Die Anfrage an die Stadt Memmingen, auf welcher rechtlichen Grundlage diese Entscheidung basiert, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Der Vorschlag jedenfalls sei von den Stadtwerken selbst gekommen, da der Beschaffungspreis für Gas deutlich gesunken sei, so Geske. „Wir haben die Preisentwicklung auf dem Energiemarkt genau beobachtet.“ Zudem habe man die Prognosen der Großhändler verfolgt. Diese würden nicht mit erneuten Kostenexplosionen rechnen. Daher gehen die Stadtwerke davon aus, dass die Preise relativ stabil bleiben werden. „Und das wollten wir schnellstmöglich an die Kundinnen und Kunden weitergeben.“ Laut Geske hat sich diese Entwicklung schon länger abgezeichnet. „Aus diesem Grund haben wir die angekündigte Preiserhöhung zum 1. Oktober 2022 gar nicht realisiert.“

Dies habe auch mit der von Wirtschaftsminister Robert Habeck ins Spiel gebrachten Gasumlage zu tun, die letztlich wieder gestrichen wurde. Daher fand die letzte Preiserhöhung der Stadtwerke zum 1. Mai 2022 statt. So lag beispielsweise der Preis für Privatkunden, die den „Allgemeinen Tarif 2001“ gewählt haben, zuletzt bei 16,04 Cent pro Kilowattstunde netto. Vor Dezember 2021 waren es noch 4,44 Cent.

Doch was bedeutet nun der neue Tarif der Stadtwerke, der ab Febru-ar für rund 6100 Haushalte gilt, tatsächlich? Die fünf Cent werden vom Nettopreis abgezogen. Für den „Allgemeinen Tarif 2001“ heißt dies, dass die Kunden künftig pro Kilowattstunde Gas noch 11,04 Cent netto bezahlen müssen. Hinzu kommt die derzeit ermäßigte Umsatzsteuer in Höhe von sieben Prozent, sodass der Bruttopreis nun 11,81 Euro beträgt. Im Vergleich zu der rückwirkend seit Januar geltenden Gaspreisbremse, die bei zwölf Cent liegt, bewegt sich der neue Tarif der Stadtwerke etwas darunter.

Nach  Angaben von Werkleiter Marcus Geske musste ein Musterkunde, der 20.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, zuletzt 3522 Euro jährlich zahlen. Nun seien es 2452 Euro. „Die Ersparnis liegt in seinem Fall also bei 1070 Euro“, erklärt Geske. Von Werten, die noch vor Dezember 2021 galten, liegt dieser Preis jedoch noch immer weit entfernt. Damals hätte dieser Kunde pro Jahr lediglich 1160 Euro bezahlen müssen.

Mit Blick auf andere Anbieter, die Haushalte in Memmingen mit Gas beliefern könnten, „stehen wir mit unseren neuen Tarifen aber gut da“, betont Geske. Die Abschlagszahlungen, die sich derzeit am Niveau des Gaspreisdeckels orientieren, werden sich für die Kunden ihm zufolge nicht verändern. Post von den Stadtwerken werden sie in diesen Tagen aber wohl bekommen. Denn die Jahresendabrechnungen für 2022 sind abgeschlossen. „Bei vielen wird es mit der Nachzahlung wohl nicht so schlimm wie befürchtet“, glaubt der Werkleiter. Das habe unter anderem mit dem ermäßigten Umsatzsteuersatz seit Oktober und dem Sonderrabatt im Dezember zu tun. Die Bürger und die Unternehmen hätten aber auch Gas eingespart. In Zahlen: „Wir haben 2022 insgesamt rund 110 Millionen Kilowattstunden weniger Gas abgegeben als noch ein Jahr zuvor.“